Der Aufstand beginnt

Wir befinden uns im Herbst des Jahres 1789.
Schon lange gährte es in der Stadt. Die breite Masse der Bevölkerung war zwar
seit jeher von der Beteiligung am Stadtrat ausgeschlossen, aber jetzt konnten
nicht einmal mehr die Stadtrechnungen eingesehen werden.
Seit 1781 befand sich der Rat in einem Rechtsstreit mit der Bürgerschaft wegen
angeblicher Veruntreuung von Einnahmen aus den städtischen Waldungen.
Man litt Not, und die Stadt-Oberen gaben das Geld aus, ohne dafür Rechenschaft
ablegen zu müssen. Es musste sich etwas ändern.Zugang zum Stadtrat und eine
ordnungsgemäßer Nachweis der Einnahmen und Ausgaben wurden verlangt.
Die Einwohner begannen gegen den herrschenden Magistrat zu rebellieren.

50 Jahre später wird der Vorgang, als sogenannter „Patriotenkrieg“ bezeichnet:
„Die französische Revolutionskrankheit brach auf eine daselbst sehr verderbliche
Weise aus. Das Volk erhob sich gegen die, wenn auch wenigen, angesehensten
Familien der Stadt, die Jahrhunderte hindurch den innigsten Anteil an der städtischen
Verwaltung und Gerechtigkeitspflege genommen hatten und namentlich in dem
bezeichneten Zeitraum an der Spitze der Stadt standen.“
Die Familien mit Anhängern aus den übrigen „wohlgesinnten “ Bürgern nannten
sich Prinzen. Dem gegenüber bezeichnete sich die aufrührerische Partei als Patrioten.
Gruppierungen die sich Patrioten nannten, tauchten zu dieser Zeit überall in Europa auf.
Es hatte die Zeit der Umstürzler begonnen.
Im Nachhinein ist es offensichtlich, dass die Vorwürfe der Patrioten nicht
unbegründet waren. Z.B ist anzumerken, dass in den Bürgermeisterlisten für die
letzten 50 Jahrvor der Revolte tatsächlich nur 4 verschiedene Familiennamen auftauchen.

Für die Rädelsführer der Patrioten war es leicht, eine große Anhängerschaft dadurch zu
gewinnen, dass sie den Magistrat in Bezug auf die Verwaltung der städtischen Gelder der
Verschwendung verdächtigten. Es kam zu gewaltsamen Ausschreitungen.Dem Anführer
der Prinzen wurde z.B. seine mit Korn gefüllte Scheune niedergebrannt.
Schließlich wurde die Sturmglocke geläutet. Auf einem abgeernteten Feld vor der Stadt
versammelte sich eine vielköpfige Menge in der Absicht vor das Rathaus zu ziehen. Dort
angelangt, versprach der Magistrat, die zurückliegenden Abrechnungen offen zu legen.
Das genügte jetzt aber der aufgebrachten Menge nicht mehr. Sie hatte sich zwischenzeitlich
mit Knüppeln, Sicheln und sogar Gewehren bewaffnet und drohte das Rathaus zu stürmen.
Daraufhin verbarrikadiert sich der Magistrat in diesem. Die Menge verbrachte die Nacht vor
dem Rathaus im Freien. Nach der Nacht, in der wohl auch einiger Alkohol konsumiert
wurde, stürmen die Aufständischen am Morgen gegen das Rathaustor, welches zersplitterte.
Der Magistrat wurde aber nicht mehr angetroffen, er hatte sich aus dem Staube gemacht.
Nach dem Sturm, „Es fehlte nicht viel, dass aufm Rathauß Ströhme von Blut geflossen
wären“, berichtet später ein Chronist, erklärten die Patrioten den bestehenden Magistrat
für abgesetzt und wählten aus ihrer Mitte einen neuen.
Als erster Regierungsakt wurde ein Verzicht auf die Erhebung von Steuern verkündet,
was bei der Bevölkerung sehr gut ankam.

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