Ein Halt auf dem Bahnhof Aplerbeck

Als feststand, dass der König anlässlich einer Fahrt in das Rheinland Anfang Oktober 1855
auch den Bahnhof Aplerbeck passieren würde, hatte das Bürgermeisteramt ein Schreiben an
den Handelsminister in Berlin geschickt und „um die hohe Gnade“gebeten, „durch eine
Minute Aufenthalt des Königs am Bahnhof, diesen Tag zu einem unvergeßlichen zu machen.“

Am 6. Oktober, morgens um 11 ½ Uhr, näherte sich der Zug mit dem König Aplerbeck.
Freudenschüsse wurden abgegeben, die Glocken geläutet und der aus Laubgewinden,
Kronen und Inschriften bestehende Bahnhofsschmuck wurde sogleich aufgefrischt.
Musik wurde angestimmt, als der König in Begleitung des Prinzen von Preußen, dem
späteren Kaiser Wilhelm I. seinen Wagen verließ.
Amtmann Löbbecke hieß sie mit einer Ansprache Willkommen. Dabei vergaß er nicht, dass
es die „neue Bahn“ war, die den König nach Aplerbeck geführt hatte, eine Anspielung auf
seine zwei Jahre zurück liegenden Verhandlungen in Berlin um die Frage, wie die
Dortmund-Soester-Eisenbahn am besten verlaufen sollte.
Löbbecke schloss seine Begrüßung mit einem Hoch auf den König, in das die
Aplerbecker so stimmgewaltig einfielen, dass es bis zum Himmel gedonnert haben soll.

Dann reichte die siebzehnjährige, weiß gekleidete, „Jungfrau“ Wilhelmine Löbbecke,
Tochter des Amtmanns, dem König einen silbernen, mit Champagner gefüllten, Pokal,
den Friedrich Wilhelm mit den Worten annahm:
„Ich danke Ihnen, und ich trinke auf das Wohl der Bürgermeisterei Aplerbeck und
namentlich auf das Ihre, mein lieber Herr Löbbecke.“

In Begleitung mehrerer der anwesenden Veteranen schritt Friedrich Wilhelm schließlich
durch die dicht gedrängte Menschenmenge.

Am Bahnsteig folgte die Verabschiedung. Der König, sichtlich berührt von so herzlichem
Empfang, sprach noch einige huldvolle Abschiedsworte und begab sich unter begeisterten
Hoch! und den Klängen des Preußenliedes in den Waggon zurück und lehnte sich lächelnd
aus dem Fenster, noch oftmals winkend, während der Zug sich langsam in Bewegung setzte.

Die Aplerbecker waren stolz auf den Besuch. Statt der eigentlich beabsichtigten fünf
Minuten hatte sich der König länger als 20 Minuten an ihrem Bahnhof aufgehalten.

Der Pokal wurde danach unter den Versammelten herumgereicht.
Es wurde später die Inschrift eingraviert:
„Mein König trank daraus!“.
Der Pokal war bis zum 2.Weltkrieg im Eigentum der Nachkommen des Amtmanns
Löbbecke. Dann verliert sich seine Spur.

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