War der erste Gutjahr ein keltischer Salzsieder?

Im Zusammenhang mit der Beschreibung von Leben und Wirken des Amtsmanns Adolf
Gutjahr stellte sich natürlich die Frage nach der Herkunft seines Familienamens.
Als überwiegend vertretene Meinung hierzu kristallisierte sich heraus, dass es
sich um einen sogenannten Übernamen handeln würde.
Frühneuhochdeutsch bedeute Gut Jar Neujahrsgeschenk. Diese Bezeichnung stammt aus
dem Hauptverbreitungsgebiet des Namens in Südbaden und der nördlichen Schweiz.

Der Namensträger Gutjahr wäre dann so etwas wie der Weihnachtsmann?

In unserem Fall ist es wahrscheinlicher, dass der Name eine Herkunftsbezeichnung ist und
aus Halle stammt. Der Name ist als Familienname erstmals um das Jahr 1550 im Raum
Helmstedt erwähnt. Die Entfernung von Helmstedt nach Halle beträgt ca. 100 km.Das ist
überschaubar. Die Schweiz liegt viel weiter. Die Entfernung Helmstedt Basel liegt bei ca. 700 km.

In Halle existiert z.B. eine Gutjahrstraße und eine Gutjahrschule. Diese leiten sich von dem
Gutjahrbrunnen ab, der der Salzgewinnung gedient hat, und mit die Bedeutung der Stadt Halle
für den Salzbergbau begründet hat. Hier sei Ch. Keferstein aus seinem Werk:
Über die Halloren.. , Halle,1843 zitiert: „Die in Halle vorhandenen Soolbrunnen stammen
aus den ältesten Zeiten, da sie schon in einer Urkunde von 1203 als die alten Brunnen bezeichnet werden.
Sie sind: 1. der Gutjahrborn.Er heisst in alten Urkunden Gut-Jare,Gutjar,...Dieser Brunnen
scheint der älteste und ist der wichtigste, da er die meiste und die beste Soole liefert...
Das Wort Jare ist noch jetzt bei der Coctur gebräuchlich: die Soole ist gar, wenn sie zu Salz geht;
Jarstücke sind die aus der garen Soole gewonnenen Salzstücke...Gutjare ist kein slavisches,
sondern ein deutsches oder keltisches Wort,welches so viel heissen wird als „gut kochend“.“

Alle deutschen und österreichischen Plätze, in denen die Silbe „Hall“ vorkommt, waren
irgendwann einmal von Kelten bewohnt.„Hall“ ist der Name für das weiße Mineral,das
die Kelten in großem Maßstab aufbereitet haben.

Es befindet sich übrigens ein Gutjahrbrunnen auch in Schönebeck, was noch näher an Helmstedt liegt.

Zum Schluss sei aus einem Gedicht zitiert, dass 1684 in Dresden zum Anlass der Heirat einer
Frau Fischermit einem Herrn Gutjahr verfasst wurde:
„ Denn Gutjahr, dass ist der reiche Brunn und stark von Salze quillt im Sachsen-Land. …
Dies edle Salz-Geschick hält über hundert Kodte, darinnen das Salz befind in seinem Sodte.
Wer da einen hat, den heist man insgemein Salz-Juncker .. So kann sie freylich wohl mit allen
Freuden steigen vom armen Fischer-Stande zu solcher Juncker-Ehr“

Heute wäre das Pendent zum Salzjunker vielleicht der Ölscheich.

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